Nichts für Weicheier: Zwei Karrieren und ein Ziel (Bericht vom 02.10.2010)

Im Boxring sind für die Suhlerin Ulrike Brückner Schlagfertigkeit und Mut das A und O. Doch auch außerhalb des Ringes steht die Anwältin für Wirtschaftsrecht ihre Frau.

Auch außerhalb des Ringes schlagfertig: Ulrike Brückner. Foto: privat


Suhl/München - Boxen ist ihre große Leidenschaft und das zurecht. Zuletzt konnte Ulrike Brückner ein nachhaltiges Ausrufezeichen beim WM-Debüt der deutschen Boxerinnen auf Barbados setzen. Erst im Viertelfinale schied die Mittelgewichtlerin gegen die amtierende Europameisterin Lilia Durnjewa (Ukraine) aus. "Seitdem unser Sport olympisch ist, ist die Konkurrenz stärker geworden. Meine persönliche Zielsetzung war eine Medaille, aber ich bin nicht enttäuscht. Schließlich konnte ich einige starke Gegner schlagen und mit etwas mehr Glück, wer weiß", sagte Brückner, für die sich die weite Reise nach Barbados auch außerhalb des Boxringes gelohnt hat: "Ich wollte schon immer in die Karibik und nach dem Aus im Viertelfinale konnte ich dort noch ein paar Tage genießen."

 

 

Doch auch außerhalb des Boxringes steht Ulrike Brückner ihre Frau, denn im Gegensatz zur Konkurrenz ist die gebürtige Suhlerin, die mittlerweile in München lebt, als Amateurkämpferin und nicht als Profi aktiv. Und das aus gutem Grund - denn neben ihrem Leben als Boxerin hat sich Brückner eine zweite Karriere als Anwältin für Wirtschaftsrecht geschaffen und das in ihrer eigenen Kanzlei.

 

Parallelen zum Beruf" Ich bin mittlerweile selbstständig. Der Beruf spannt mich gut ein, wodurch das Training und der Sport natürlich leiden", gesteht die 33-jährige. Während Profiboxer zwei- bis dreimal täglich trainieren, kommt Ulrike Brückner auf Grund ihres Jobs auf lediglich eine Trainingseinheit: "Vor der WM hab ich durch die Vorbereitung etwas weniger gearbeitet, das merkt man leider auch gleich finanziell. Wenn man zwei Karrieren hat, muss man bei einer immer etwas kürzer treten." Mit der Doppelbelastung scheint sie allerdings gut umgehen zu können. "Neben dem Boxen hab ich mich auch beruflich eher in einer Männerdomäne platziert. Beide Karrieren sind nichts für Weicheier", glaubt Ulrike Brückner, für die Mut, Unerschrockenheit und das Ausstrahlen von Selbstbewusstsein - egal ob man es gerade hat oder nicht - die größten Parallelen vom Boxsport zum Beruf bilden.

 

 

Wenn man Ulrike Brückner fragt, was sie am Boxen fasziniert, fängt sie an zu schwärmen: "Der Boxsport ist unglaublich vielfältig. Ich habe schon viele Sportarten ausprobiert, aber für mich ist es der ganzheitlichste Sport überhaupt. Man vereint Körper und Geist, man verbindet Schnelligkeit und Kondition, um im Ring erfolgreich zu sein. Diesen Sport auf hohem Niveau zu betreiben, ist etwas ganz Besonderes."

 

 

Doch wie kam Ulrike Brückner überhaupt zum Boxen? Begonnen hat Brückners sportliche Laufbahn in ihrer Heimat. Sportbegeistert war sie schon immer. Doch erst beim Training im Sportcentrum Suhl erkannte ihr damaliger Fitnesstrainer ihr Talent und schlug ihr vor, sich doch einfach mal beim Boxring 90 Suhl auszuprobieren. Diesen Rat beherzigte Brückner. Seitdem hat sie die Faszination der fliegenden Fäuste gepackt und nicht mehr losgelassen.

 

 

Um das hohe Niveau halten zu können, braucht jeder Sportler ein Ziel. Für Brückner steht dieses schon länger fest: "Mein Ziel ist Olympia 2012." Die Qualifikation für die olympischen Spiele wird im Rahmen der Weltmeisterschaften 2012 ausgeboxt. Doch auch bei der Europameisterschaft 2011 hat sich Brückner hohe Ziele gesteckt. "Ich möchte bei der EM eine Medaille holen. Wenn ich mein Training beibehalten und etwas optimieren kann, sollte das auf jeden Fall möglich sein", freut sich die Suhlerin mit Blick auf die bevorstehenden Aufgaben.

 

 

Auch wenn es Ulrike Brückner auf Grund ihrer beruflichen und sportlichen Karriere in die bayrische Landeshauptstadt verschlagen hat, liegt der 33-jährigen eines am Herzen: "Ich bin definitiv keine Münchnerin. Ich bin und bleibe Suhlerin und das sage ich auch jedem, der mich danach fragt."

 

Quelle/Autor: Ronny Knoll - Freies Wort