"Moritz ist eine Maschine" (vom 20.05.2014)

Der 20. Waffenschmiedpokal des Boxring 90 Suhl avanciert auch dieses Jahr wieder zu einer gelungenen Veranstaltung mit toller Atmosphäre. Für eine waschechte sportliche Überraschung sorgt indes ein Sonneberger: Moritz Müller wird der beste Kämpfer des Turniers.

Der Sonneberger Moritz Müller (links) ging beim Waffenschmiedpokal für den Boxring 90 Suhl in den Ring und bezwang den favorisierten Georg Döring vom NSV Nordhausen durch Aufgabe des Gegners in der 2. Runde.
Foto: frankphoto.de


Dietzhausen/Sonneberg - Es ist kurz vor 18 Uhr. In der Dietzhäuser "Zwecke" steht der zehnte Kampf des Tages an. Der 20. Waffenschmiedpokal befindet sich kurz vor der Halbzeitpause. Im Ring stehen sich im Superschwergewicht der Jugend gegenüber: Georg Döring für den NSV Nordhausen in der roten und Moritz Müller für den Boxring 90 Suhl in der blauen Ecke. Richtig interessant wird die Begegnung, als Ringsprecher Stefan Regenspurg die Statistiken verliest. Döring ist Bronzemedaillen-Gewinner der letzten Deutschen Meisterschaft; Müller bestreitet den ersten Kampf seines Lebens.

 

Besondere Ehrungen

Beste Kämpferin: Vivien Neumann (KSC Backnang)

Bester Kämpfer: Moritz Müller (Suhl/Sonneberg)

Bester Techniker:; Alahzur Dadaev (PSV Erfurt/einziger K.o. des Turniers)

Beste Mannschaft: TH Eilbeck (nach Punkten)

Gleich von Beginn der ersten Runde an beweist der 17-Jährige nicht nur boxerische Qualität, sondern auch ein echtes Kämpferherz - in der zweiten Runde ist der Kampf unvermittelt vorüber. Stefan Regenspurg springt von seinem Stuhl auf und reist die Arme nach oben - begleitet von einem Jubelsturm der Anhänger des Suhler Boxklubs. "Sieg von Müller durch Aufgabe" wird der Sprecher gleich verlesen.

 

"Das war wirklich eine richtige Überraschung", sagte Regenspurg, Ringsprecher des Boxturniers sowie Trainer und Sportkoordinator des veranstaltenden Boxring 90 Suhl, in der Pause nach dem Kampf. "Nur nicht für mich", fügte er an. "Ich wusste, dass er gewinnt. Moritz ist eine Maschine, wie wir sagen. Und wenn man sagt, er soll nach vorn gehen, dann geht er nach vorn. Ich wusste es." Moritz Müller hingegen wusste zuvor nicht einmal, gegen wen er antreten sollte: "Dass ich gegen den Dritten der Deutschen Meisterschaft kämpfen muss, hat mir mein Trainer nicht gesagt. Ich war vor meinem ersten Kampf sowieso ziemlich aufgeregt", erzählte der junge Mann vom Boxklub Sonneberg, der zum Boxring 90 Suhl gehört, später. "Ich weiß nicht, ob der Kampf anders verlaufen wäre, wenn ich es gewusst hätte", resümierte der Schützling des Sonneberger Trainers Jens Pautzke. Wie das Ergebnis des Kampfes zeigte, hatte dieser in der Vorbereitung alles richtig gemacht.

 

Einen weiteren Sieg für den Boxring 90 Suhl holte Michael Steiner, der ebenfalls in Sonneberg trainiert. Der 29-Jährige gewann im letzten Kampf des Abends bei den Männern bis 91 Kilogramm gegen Muhammed-Ali Eski vom SV Spaichingen nach Punkten. Trotz des Sieges war er nicht vollkommen zufrieden mit seiner Leistung. Schwierigkeiten bereitete ihm unter anderem die lange Wartezeit bis zum Kampf, der erst gegen 20.45 Uhr stattfand.

 

Besondere Atmosphäre

 

Ähnlich wie ihm erging es sicherlich allen Boxern, die späte Kämpfe zu absolvieren hatten. Darunter auch der Rauensteiner Basti Scheidemann, der den schwierigen Kampf gegen den Hamburger Jan Kornfeld vom TH Eilbeck nach Punkten verlor. "Mein Gegner hat einfach überragend geboxt. Ich bin dann konditionell an ihm gescheitert". Scheidemanns Worte repräsentieren gut die absolut faire Atmosphäre des Turniers. Ebenfalls eine Niederlage musste die Dietzhäuser Lokalmatadorin Miriam Hoffmann hinnehmen. Gegen Vivien Neumann vom KSC Backnang hatte sie nur wenig entgegen zu setzen und verlor durch technischen K.o. bereits in der ersten Runde. "Ich habe nicht richtig in den Kampf hineingefunden, Vivien hat viel dominanter geboxt", lautete die sportliche Einschätzung der 15-jährigen, dreimaligen Thüringer Meisterin bei den Junioren.

 

Über die sportlichen Ergebnisse hinaus bleibt vor allem die Atmosphäre der Box-Veranstaltung hervorzuheben. Den Grundtenor für Integration, Gleichstellung und Toleranz legte schon das Rahmenprogramm. So traten zu Beginn und in der Pause die "Nordchillaz" gemeinsam mit den "United Dance Girls" auf und warben mit Gesang und Tanz für eine tolerante Gesellschaft. Es handelt sich dabei um ein integratives Projekt mit dem Namen "Farben der Musik" vom Stadtjugendring Suhl. Jugendliche aus Afghanistan, Palästina, Kosovo, Kurdistan, Aserbaidschan und Deutschland treffen sich im Suhler "Nordlicht" mehrmals in der Woche, um gemeinsam Lieder zu schreiben und Tanzchoreografien einzuüben. Da bei Boxveranstaltungen ohnehin kulturelle Vielfalt und sportliche Fairness Hand in Hand gehen, rundete der Boxring 90 Suhl sein Turnier durch die Wahl des Rahmenprogramms angemessen ab. Ergebnis war eine dem 20. Jubiläum des Waffenschmiedpokals würdige Veranstaltung.

 

Quelle/Autor: Hans Kempter - Freies Wort